Wenn die Reisezeit kommt, dann gibt es für einige
Journalisten nichts passenderes als wieder einmal diverse Reiseportale zu
testen. Das ist im Prinzip ja auch was Gutes, aber nur dann wenn die Tester
auch wirklich wüssten was sie da tun.
Auch dieses Jahr ist mir wieder der Test von n-tv.de
aufgefallen, der wie immer vom Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ)
durchgeführt wurde. Zwar wird in erster Linie das Ergebnis anhand der
Servicequalität der Portale festgemacht (einer der wirklich messbaren
Faktoren), jedoch ging es auch um Kondition. Somit ist der Test qualitativ schon
besser geworden, aber immer noch nicht kompetent. So kritisiert die
DISQ-Geschäftsführerin z. B. „"Ein Teil der Anbieter wies außerdem den
Preis in der Buchungsmaske nicht aufgeschlüsselt pro Person aus. Damit ist die
Zusammensetzung des Gesamtpreises vor allem für Familien mit Kindern nicht
nachvollziehbar". Allerdings werden diese Angaben nicht vom Portal,
sondern vom Reiseveranstalter bereitgestellt. Wenn man die identische Reise,
beim identischen Veranstalter auf den diversen Reiseportalen abruft, wird man
immer den Gesamtpreis und nicht den Einzelpreis pro Person finden. n-tv, bzw.
die DISQ raten zusätzlich noch zu einem ausführlichen Preisvergleich. Das ist
gut so, denn dieser kann nie schaden. Allerdings braucht man dafür nicht
mehrere Portale, sondern kann den Preisvergleich ganz bequem auf einem Portal
ausführen. Denn solange die Reise von einem Veranstalter kommt, der auf
mehreren Portalen verfügbar ist, ist der Preis für diese Reise bei allen
Portalen identisch (Preisbindung). Die Portale treten nur als Reisemittler auf
und bekommen eine Provision vom Verkaufspreis (Quasi so wie
Versicherungsmakler). Auf die Angebots- und Preisgestaltung haben sie keinerlei
Einfluß.
Ein wirklich miserablerer Test ist in der ComputerBild
erschienen. Ich finde ihn fast schon reißerisch. Aufmerksam auf diesen Test
wurde ich durch eine Pressemitteilung, die extra auf diesen Test hingewiesen
hat.
Auch bei ComputerBild erscheint ein Test von Reiseportalen
regelmäßig. Aber bis heute wird er, entschuldigen Sie den harten Ausdruck, von Dilettanten,
ausgeführt.
So führt hier das nicht vorhandene Wissen, ein guter
Journalist würde hier ein wenig recherchieren, zu einem völlig verfälschten
Bild der Nutzer gegenüber der Reisebüros und auch einem verfälschten
Testergebnis. Ich möchte jedoch nicht unterschlagen, dass auch Punkte
aufgeführt sind, die wirklich zu beanstanden sind, wie z. B. die
voreingestellte Auswahl von Reiserücktrittsversicherungen. Aber diese Tatsache macht
den Test nur weniger schlecht.
Bei dem Test der ComputerBild in der Ausgabe 14/2012 wird z.
B. Opodo.de als besonders schlecht bewertet,
weil auf dem Portal die Reisen eine extreme Preissteigerung vom ersten Angebot
bis zum endgültig buchbarem Angebot durchlaufen haben. Die Frage von
ComputerBild lautet ‚Super! Zwei Wochen Teneriffa bot Opodo „Ab 537 Euro pro
Person“ an. Nach dem Mausklick aufs Angebot stieg der Preis um 55 Euro. Egal,
die Reise war ohnehin schon ausgebucht. Warum Opodo sie trotzdem weiter
anbietet? Schleierhaft.‘.
Nun liebe ComputerBild Tester das ist gar nicht so
schleierhaft wie Sie glauben. Nicht Opodo bietet diese Reise an, sondern der
Reiseveranstalter. Bei diesen ist es ein Sport geworden sich gegenseitig mit günstigen
Angeboten zu unterbieten um in den Internetbuchungsmaschinen (in erster Linie
von TravelTainment) an oberster
Position geführt zu werden (ähnlich den SEO Bemühungen beim Google Ranking).
Gerade in den heißen Phasen, wie Frühbucher oder LastMinute Zeiten tritt das
Phänomen verstärkt auf. Es gibt diese Preise tatsächlich, jedoch nur in einem
kleinen Kontingent (ähnlich den 1 EUR Flügen). Ist der Preis ausgebucht, erhöht
sich der Preis. Opodo & Co. haben auf die Darstellung und Anzeige dieser
Reisen und Preise keinerlei Einfluss. Die einzige Möglichkeit wäre den
kompletten Veranstalter zu sperren, dann aber würde man gar keine Reise mehr
finden, da man quasi alle Veranstalter sperren müsste!
Zusätzlich kommt eine weitere Thematik hinzu. Fast jedes Reiseportal
greift auf die Technik von TravelTainment zu (zumindest noch, weitere Anbieter
bahnen sich gerade ihren Weg). Die Reiseangebote werden auf den Servern von
TravelTainment gecacht, um die einzelnen Systeme der Veranstalter nicht zu
überlassten. Dies bedeutet, dass die Reisen z. B. frühmorgens aus den
Veranstaltersystemen geholt und in den System vom Buchungsmaschinenanbieter
hinterlegt wird. Hier greifen nun alle angeschlossenen Portale drauf zu. Ist
die Reise dann irgendwann ausgebucht, verschwindet sie aus allen Portalen (und
den Buchungsystemen der lokalen Reisebüros). Aber dazu muss der Status halt
erstmal erreicht sein. Gerade in der LastMinute Zeit kommt es aus diesem Grund
zu besagter Problematik.
Als nächstes bemängelt ComputerBild, dass das nächst
günstigere Angebot ein Frühbucher Angebot ist, obwohl man doch in der
LastMinute Rubrik sucht. Ok, für den Laien tatsächlich nicht zu unterscheiden, zeigt
aber auf, dass man beim Test einen extrem großen Reisezeitraum angegeben hat. Ein
Frühbucherangebot, hat in der Regel einen Buchungsvorlauf von mehr als 2
Monaten. Die Internetbuchungsmaschine, kann keinen Unterschied zw. LastMinute,
Pauschal-, Frühbucherreise, u. s. w. machen, da es sich hierbei um
Marketingbegriffe handelt.
Das Angebot wird mit 546,-EUR angegeben, der nächste
Screenshot zeigt dass sich der Reisepreis verändert hat auf 1700,-EUR. Was
allerdings unterschlagen wird ist, dass es hier kein Frühbucherangebot mehr
ist, sondern eine Last Minute Reise (21.06 -
14.07). Diesen Preisanstieg hätte man mit einem realitätsnahen und
vernünftigen Ausfüllen der Suchmaske unterbinden können. Ein jeder wird
verstehen, spätestens wenn er mal einen Reisekatalog anschaut, dass die Reise
im Juni nach Teneriffa teurer ist, als z. B. im
November.
Weiter werden die Aufschläge für die diversen Zahlungsarten
bemängelt. Auch hier, lieber Tester, liegt es nicht am Portal selber sondern an
den Reiseveranstaltern. Die Portale sind nur die Mittler und haben darauf
keinen Einfluß.
Harte Bewertungsfakten bei Reiseportalen bleiben nun mal nur
die Service- und Kundenfreundlichkeit. Hierzu zählen voreingestelle
Reiseversicherungen (am besten keine Voreinstellung), schnelle und freundliche
Antwort auf Anfragen, korrekte und ausführliche AGBs, gute Usability der
Portalseiten, und ggf. noch zusätzliche Informationen zu beliebten Reisezielen.
Was man bei Reiseportalen nicht bewerten kann ist die
Verfügbarkeit von Reisen, die Preise der Reise sowie die Reiseangebote an sich.
Hier muss man schon die verschiedenen Reiseveranstalter bewerten, aber wer
macht das schon?
Somit kann das Fazit zum ComputerBild Fazit („Alle
Reiseanbieter versuchten, zusätzliche Kosten auf die Angebotsprese zu schlagen.
Die höchste Preisstabilität und die bester Verfügbarkeit bot Lastminute.
Ab-in-den-Urlaub und Opodo lieferten die schlimmsten Preisüberraschungen“) nur
heißen:
„Liebe Tester, bitte Testet nicht ein Portal nach dem anderen, sondern
alle gleichzeitig oder durcheinander, denn dann werden nicht die Daten der
letzten Portale durch die Anfragen der ersten Portale bereinigt.“!
Dem Test von ComputerBild gebe ich eine klare 6+ (Thema verfehlt, reißerisch ja, fachlich daneben), den von n-tv.de immerhin eine 3.
Ich bin auf das nächste Jahr gespannt, wenn es sicherlich eine
weitere Runde der Reiseportaltests gibt.