Dienstag, 3. Juli 2012

Alle Jahre wieder – pünktlich zur Reisezeit werden wieder die Reiseportale unter die Lupe genommen


Wenn die Reisezeit kommt, dann gibt es für einige Journalisten nichts passenderes als wieder einmal diverse Reiseportale zu testen. Das ist im Prinzip ja auch was Gutes, aber nur dann wenn die Tester auch wirklich wüssten was sie da tun.

Auch dieses Jahr ist mir wieder der Test von n-tv.de aufgefallen, der wie immer vom Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) durchgeführt wurde. Zwar wird in erster Linie das Ergebnis anhand der Servicequalität der Portale festgemacht (einer der wirklich messbaren Faktoren), jedoch ging es auch um Kondition. Somit ist der Test qualitativ schon besser geworden, aber immer noch nicht kompetent. So kritisiert die DISQ-Geschäftsführerin z. B. „"Ein Teil der Anbieter wies außerdem den Preis in der Buchungsmaske nicht aufgeschlüsselt pro Person aus. Damit ist die Zusammensetzung des Gesamtpreises vor allem für Familien mit Kindern nicht nachvollziehbar". Allerdings werden diese Angaben nicht vom Portal, sondern vom Reiseveranstalter bereitgestellt. Wenn man die identische Reise, beim identischen Veranstalter auf den diversen Reiseportalen abruft, wird man immer den Gesamtpreis und nicht den Einzelpreis pro Person finden. n-tv, bzw. die DISQ raten zusätzlich noch zu einem ausführlichen Preisvergleich. Das ist gut so, denn dieser kann nie schaden. Allerdings braucht man dafür nicht mehrere Portale, sondern kann den Preisvergleich ganz bequem auf einem Portal ausführen. Denn solange die Reise von einem Veranstalter kommt, der auf mehreren Portalen verfügbar ist, ist der Preis für diese Reise bei allen Portalen identisch (Preisbindung). Die Portale treten nur als Reisemittler auf und bekommen eine Provision vom Verkaufspreis (Quasi so wie Versicherungsmakler). Auf die Angebots- und Preisgestaltung haben sie keinerlei Einfluß.
Ein wirklich miserablerer Test ist in der ComputerBild erschienen. Ich finde ihn fast schon reißerisch. Aufmerksam auf diesen Test wurde ich durch eine Pressemitteilung, die extra auf diesen Test hingewiesen hat.

Auch bei ComputerBild erscheint ein Test von Reiseportalen regelmäßig. Aber bis heute wird er, entschuldigen Sie den harten Ausdruck, von Dilettanten, ausgeführt.
So führt hier das nicht vorhandene Wissen, ein guter Journalist würde hier ein wenig recherchieren, zu einem völlig verfälschten Bild der Nutzer gegenüber der Reisebüros und auch einem verfälschten Testergebnis. Ich möchte jedoch nicht unterschlagen, dass auch Punkte aufgeführt sind, die wirklich zu beanstanden sind, wie z. B. die voreingestellte Auswahl von Reiserücktrittsversicherungen. Aber diese Tatsache macht den Test nur weniger schlecht.

Bei dem Test der ComputerBild in der Ausgabe 14/2012 wird z. B. Opodo.de als besonders schlecht bewertet, weil auf dem Portal die Reisen eine extreme Preissteigerung vom ersten Angebot bis zum endgültig buchbarem Angebot durchlaufen haben. Die Frage von ComputerBild lautet ‚Super! Zwei Wochen Teneriffa bot Opodo „Ab 537 Euro pro Person“ an. Nach dem Mausklick aufs Angebot stieg der Preis um 55 Euro. Egal, die Reise war ohnehin schon ausgebucht. Warum Opodo sie trotzdem weiter anbietet? Schleierhaft.‘.
Nun liebe ComputerBild Tester das ist gar nicht so schleierhaft wie Sie glauben. Nicht Opodo bietet diese Reise an, sondern der Reiseveranstalter. Bei diesen ist es ein Sport geworden sich gegenseitig mit günstigen Angeboten zu unterbieten um in den Internetbuchungsmaschinen (in erster Linie von TravelTainment) an oberster Position geführt zu werden (ähnlich den SEO Bemühungen beim Google Ranking). Gerade in den heißen Phasen, wie Frühbucher oder LastMinute Zeiten tritt das Phänomen verstärkt auf. Es gibt diese Preise tatsächlich, jedoch nur in einem kleinen Kontingent (ähnlich den 1 EUR Flügen). Ist der Preis ausgebucht, erhöht sich der Preis. Opodo & Co. haben auf die Darstellung und Anzeige dieser Reisen und Preise keinerlei Einfluss. Die einzige Möglichkeit wäre den kompletten Veranstalter zu sperren, dann aber würde man gar keine Reise mehr finden, da man quasi alle Veranstalter sperren müsste!

Zusätzlich kommt eine weitere Thematik hinzu. Fast jedes Reiseportal greift auf die Technik von TravelTainment zu (zumindest noch, weitere Anbieter bahnen sich gerade ihren Weg). Die Reiseangebote werden auf den Servern von TravelTainment gecacht, um die einzelnen Systeme der Veranstalter nicht zu überlassten. Dies bedeutet, dass die Reisen z. B. frühmorgens aus den Veranstaltersystemen geholt und in den System vom Buchungsmaschinenanbieter hinterlegt wird. Hier greifen nun alle angeschlossenen Portale drauf zu. Ist die Reise dann irgendwann ausgebucht, verschwindet sie aus allen Portalen (und den Buchungsystemen der lokalen Reisebüros). Aber dazu muss der Status halt erstmal erreicht sein. Gerade in der LastMinute Zeit kommt es aus diesem Grund zu besagter Problematik.

Als nächstes bemängelt ComputerBild, dass das nächst günstigere Angebot ein Frühbucher Angebot ist, obwohl man doch in der LastMinute Rubrik sucht. Ok, für den Laien tatsächlich nicht zu unterscheiden, zeigt aber auf, dass man beim Test einen extrem großen Reisezeitraum angegeben hat. Ein Frühbucherangebot, hat in der Regel einen Buchungsvorlauf von mehr als 2 Monaten. Die Internetbuchungsmaschine, kann keinen Unterschied zw. LastMinute, Pauschal-, Frühbucherreise, u. s. w. machen, da es sich hierbei um Marketingbegriffe handelt.

Das Angebot wird mit 546,-EUR angegeben, der nächste Screenshot zeigt dass sich der Reisepreis verändert hat auf 1700,-EUR. Was allerdings unterschlagen wird ist, dass es hier kein Frühbucherangebot mehr ist, sondern eine Last Minute Reise (21.06 -  14.07). Diesen Preisanstieg hätte man mit einem realitätsnahen und vernünftigen Ausfüllen der Suchmaske unterbinden können. Ein jeder wird verstehen, spätestens wenn er mal einen Reisekatalog anschaut, dass die Reise im Juni nach Teneriffa teurer ist, als z. B. im  November.

Weiter werden die Aufschläge für die diversen Zahlungsarten bemängelt. Auch hier, lieber Tester, liegt es nicht am Portal selber sondern an den Reiseveranstaltern. Die Portale sind nur die Mittler und haben darauf keinen Einfluß.

Harte Bewertungsfakten bei Reiseportalen bleiben nun mal nur die Service- und Kundenfreundlichkeit. Hierzu zählen voreingestelle Reiseversicherungen (am besten keine Voreinstellung), schnelle und freundliche Antwort auf Anfragen, korrekte und ausführliche AGBs, gute Usability der Portalseiten, und ggf. noch zusätzliche Informationen zu beliebten  Reisezielen.

Was man bei Reiseportalen nicht bewerten kann ist die Verfügbarkeit von Reisen, die Preise der Reise sowie die Reiseangebote an sich. Hier muss man schon die verschiedenen Reiseveranstalter bewerten, aber wer macht das schon?

Somit kann das Fazit zum ComputerBild Fazit („Alle Reiseanbieter versuchten, zusätzliche Kosten auf die Angebotsprese zu schlagen. Die höchste Preisstabilität und die bester Verfügbarkeit bot Lastminute. Ab-in-den-Urlaub und Opodo lieferten die schlimmsten Preisüberraschungen“) nur heißen:

„Liebe Tester, bitte Testet nicht ein Portal nach dem anderen, sondern alle gleichzeitig oder durcheinander, denn dann werden nicht die Daten der letzten Portale durch die Anfragen der ersten Portale bereinigt.“!

Dem Test von ComputerBild gebe ich eine klare 6+ (Thema verfehlt, reißerisch ja, fachlich daneben), den von n-tv.de immerhin eine 3.
Ich bin auf das nächste Jahr gespannt, wenn es sicherlich eine weitere Runde der Reiseportaltests gibt.