Donnerstag, 7. Juni 2012

Kunde - König oder nur eine Nummer?


In den letzten Tagen habe ich oft in Gesprächen die Wichtigkeit des Kunden für ein Unternehmen hervorgehoben.
Es gibt ja den alten Spruch „Der Kunde ist König“. Nun soweit gehe ich nicht. Ein König regiert und ihm sind alle Wünsche zu erfüllen. Das geht natürlich bei einem Kunden zu weit.

Aber wer ist eigentlich das geheimnisvolle Wesen „Kunde“? Und was bedeutet er für mein Unternehmen?

Nun ich habe letztens einen Blogeintrag gelesen, und kommentiert, mit dem Titel „Wem gehört der Kunde?“. Hier ging es vor allem darum, wer nun innerhalb des Unternehmens den „Neukundengewinnungsbonus“ bekommt. Und hier liegt der Knackpunkt bei vielen Betrieben.

Ein Kunde wird von vielen Betrieben als aktueller Umsatzbringer gesehen in dem Moment wo er einen Verkauf abschließt. Und es werden horrende Summen investiert, dass ein solcher Kunde gewonnen wird.
Aus meiner Zeit in der Onlinetouristik kann ich ein Lied davon singen. Es zählt dort immer nur wie kann ich einen Kunden gewinnen, was muss ich bei Google investieren, welche Wörter laufen, wo muss ich mein SEO Text anpassen um wieder gut gerankt zu sein, ...

Es drehte sich alles um Neukundenakquise. Auch wenn der Kunde schon 3x bei einem gekauft hatte, kannte man ihn nicht. Er war ein Kunde wie jeder andere auch. Gut das basiert in der Onlinetouristik zum Teil auf den eingeschränkten technischen Möglichkeiten (man ist hier von Zulieferern der Buchungsmaschinen abhängig), aber auf der anderen Seite gibt es auch dort Mittel und Wege Kunden zu binden.

Und genau das ist das Stichwort: Kundenbindung!

Warum investiert man als Unternehmen einen Haufen Geld in die Gewinnung von Neukunden ohne auch nur auf der anderen Seite etwas Arbeit darein zu stecken den einen Kunden der einen soviel Geld wert war auch bei sich zu halten?

Jetzt muss man natürlich auch wieder die verschiedenen Branchen in Betracht ziehen. Bin ich ein Dienstleistungsunternehmen was einen Kunden berät oder bin ich ein Shop der „nur“ verkaufen möchte?
Bei Beiden sollte zählen: Der Kunde ist das wichtigste Investitionsgut einer Firma! Ist der Kunde zufrieden mit  dem was er für sein Geld bekommt und sieht sich der Kunde zuvorkommend behandelt, so steigt die Wahrscheinlichkeit überproportional, dass er erneut bei uns Geld lässt. Überproportional deshalb, weil er mit Sicherheit uns ein gutes Zeugnis ausstellen würde und uns vielleicht auch in seinem Bekanntenkreis empfiehlt. Somit wird aus einem Kunden ein Multiplikator.

Aber wie kann ich das erreichen?

Der Kunde als Fürsprecher und Multiplikator in einem Dienstleistungsunternehmen


Als Dienstleistungsunternehmen sollte ich offen sein für meinen Kunden und mir für ihn Zeit nehmen. Es ist für mich extrem wichtig, seine Wünsche zu hinterfragen und zu verstehen, was er mit seinem Wunsch erreichen möchte. Nicht selten sind das, was er sich wünscht und das, was er eigentlich bräuchte um sein Ziel zu erreichen, zwei verschiedene Dinge. Hier ist es wichtig den Kunden gut zu beraten, ihm die Folgen seines Wunsches aufzuzeigen und gleichzeitig auch die richtige Lösung zu präsentieren. Er wird dafür dankbar sein. Besonders wichtig finde ich auch, dass bei Verkaufsgesprächen neben dem Verkäufer immer auch ein Fachspezialist anwesend ist (ob das nun ein Techniker oder ein Analyst oder was auch immer ist). Denn Verkäufer sind Spezialisten auf ihrem Gebiet, sie wollen und werden das Produkt verkaufen. Aber nicht selten schießen sie über das Ziel hinaus und verkaufen den Kunden Leistungen, die das Unternehmen gar nicht oder noch nicht erbringen kann. Dies führt zu unnötigen Komplikationen und Verärgerungen.

Ist ein Kunde erstmal gewonnen, so sollte ich darauf achten dass er glücklich bei mir ist. Auch wenn alles gut läuft, es keine neuen Produkte gibt und es eigentlich keinen Grund gibt mit ihm in Kontakt zu treten, sollte ich ihn von Zeit zu Zeit (nicht zu häufig um nicht nervig zu werden) kontaktieren und mich einfach bei ihm erkundigen wie die Geschäfte laufen, ob er Fragen, Wünsche oder Anregungen hat. Oftmals kommen hier interessante Ideen auf, auf die man selbst nie gekommen wäre.

Ein CRM System hilft einem dies zu ermöglichen. Ein guter Verkäufer im B2B Geschäft kennt seine Kunden, er kennt nicht selten auch die persönliche Situation der Kunden und kann mit ihnen über die Familie oder seine Hobbys reden. Doch was passiert, wenn der Verkäufer geht? Oder was ist, wenn der Produktmanager mit dem Kunden reden muss? Hier ist es einfach wichtig, Fakten zusammenzutragen und abzuspeichern, um eine Empfehlung an der Hand zu haben,
was man mit dem Kunden besprechen kann und was besser nicht. Natürlich funktioniert es nicht, dass ein neuer Mitarbeiter meines Unternehmens einen alten Kunden anruft und auf einmal nach seinen Kindern fragt. Hier würde klar werden, dass er sein Wissen aus einer Datenbank und nicht aus seinem Gedächtnis holt. Es muss ein natürliches Gespräch werden und der neue Mitarbeiter sollte sich die entsprechenden Fakten bei den Gesprächen mit den Kunden selbst zusammen fragen, auch wenn er sie eigentlich schon kennt.

Somit erhält der Kunde das Gefühl dass er etwas Wert ist für das Unternehmen und nicht nur eine Nummer. Dies mag am Anfang schwer fallen, aber wird dieses Muster erstmal praktiziert, so fällt es einem leicht und man wird auch weniger Geld für Neukundenakquise ausgeben müssen.

Der Kunde als Fürsprecher und Multiplikator in einem Handelsunternehmen


Bei einem Handelsunternehmen gibt es, zumindest auf das Internet bezogen, oft keinen direkten Kontakt zwischen Verkäufer und Kunde. Hier zählen also andere Fakten und das Zufriedenstellen eines Kunden ist ungleich schwerer.

Als Beispiel soll hier einmal die Welt eines Online Reisebüros herhalten. Das eignet sich insofern besonders gut, weil
  1. ein großer Konkurrenzkampf vorherrscht
  2. alle Internetreisebüros die gleichen Produkte mit den gleichen Beschreibungen und Preisen anbieten, man also auswechselbar ist
  3. nach Buchung einer Reise die Interaktion zwischen Reiseportal und Kunden notwendig wird
  4. auch mal telefonische Beratungen anfallen
Jeder, der im Internet einmal nach einer Reise gesucht hat, wird sich mindestens 2 oder mehr Reiseportale angeschaut haben. Und ich bin mir sicher, jedem ist aufgefallen, dass es egal ist, ob ich bei Expedia.de, weg.de, ab-in-den-urlaub.de, opodo.de, usw. schaue. Ich werde in der Regel immer identische Angebote vorfinden. Die einzige Ausnahme sind Hausmarken, die nur bei dem jeweiligen Internetportal vorhanden sind. Aber alle Angebote der Veranstalter (ob nun Große wie TUI, Neckermann, FTI, Alltours, Schauninsland, ... oder eher kleine wie LMX, JT, Ecco Reisen, DEMED,...) sind identisch, auf jedem Portal. Somit macht es für den Kunden beim Produkt keinen Unterschied bei welchem Portal oder Reisebüro er am Ende seine Reise bucht; er bezahlt überall den gleichen Preis für das gleiche Produkt (dies gilt übrigens auch für stationäre Reisebüros oder Flughafenbüros).

Aus diesem Grund investieren die großen Portale sehr viel Geld in ihre SEO und SEM Kampagnen. Oft fängt heute die Suche nach einer Reise auf Google an. Hat der Kunde nun seine Traumreise entdeckt passiert es ebenfalls oft, dass er anfängt Preise zu vergleichen und deshalb die Mitbewerber aufruft. Irgendwann wird er feststellen, dass die Reise immer das gleiche kostet und warum sollte er dann die Reise nicht gleich da buchen, wo er sich gerade befindet?

Im günstigsten Fall ist dies unser Reiseportal. Nun haben wir also einen Neukunden gewonnen. Aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Technik gibt es aber keinen Loginbereich. Dies ist gut, da es für den Kunden einfacher ist eine Reise zu buchen (er braucht sich nicht erst registrieren). Dies ist aber auch schlecht, weil schon mal ein Mittel ihn zu halten wegfällt.

Was kann ich also tun um diesen Kunden nicht gleich nach der Reise wieder zu verlieren? Dafür gibt es verschiedene Mittel, die aber nur in einem vernünftigen Mix wirken.

Zum einen muss ich den Kunden aktiv nach Eingang der Buchung kontaktieren. Dies erfolgt in der Regel in einem ersten Schritt per E-Mail und anschließend nicht selten per Telefon um mich abzusichern dass der Kunde auch wirklich existiert und auch die Reise gebucht hat (anders als bei anderen Produkten fallen bei Reisen, gerade im LastMinute Bereich sofort Kosten bei Stornierungen an, das 2wöchige Rückgaberecht greift hier nicht). Diese Kommunikation ist neben der Gestaltung der Internetseite ein wichtiges Aushängeschild wie ich mit dem Kunden umgehe.

Innerhalb der E-Mail sollte sich natürlich bei ihm für den Kauf bedankt und der weitere Ablauf der Buchung erläutert werden. Das folgende Telefonat sollte neben der Rückversicherung dazu genutzt werden den Kunden weitere Fragen zum Ablauf oder auch zur Reise zu ermöglichen. Hier ist es wichtig, dass ich kompetentes Personal einsetze (also Reiseverkehrskaufleute) und nicht auf studentische Aushilfskräfte setze. Die Mehrinvestition in das Personal wird sich bei zuvorkommender Beratung positiv auf den Umsatz auswirken.

In dem Telefongespräch sollte zudem versucht werden ein weitere Produkte zu verkaufen (z. B. die Reiserücktrittsversicherung, der Mietwagen vor Ort, Parkplätze am Flughafen, ...). Dies sollte jedoch nicht aufdringlich passieren, sondern subtil und vor allem als Dienst am Kunden zu verstehende Leistung. Das bedeutet aber auch, dass ein solcher Anruf zeitintensiv ist. Diese Zeit und damit ja auch Kosten sollten ebenfalls in das Budget der Kundengewinnung /-bindung einfließen und somit dem Konto der Abteilung Callcenter / Service erlassen werden.

Auch hier ist es wichtig ein CRM System zu verwenden. In dem Kundengespräch hat der Verkäufer die Möglichkeit Rückfragen zu stellen und somit die Vorlieben und Ablehnungen eines Kundens herauszubekommen.

Kurz vor der Reise sollte der Kunde von uns nochmal eine E-Mail erhalten indem er eine Art Packliste mitgeschickt bekommt, vielleicht sogar ein paar Bilder des Urlaubsortes um seine Vorfreude zu steigern, ... Kenne ich seine Vorlieben, so kann ich ihm z. B. auch ein Restaurant vor Ort empfehlen oder aber eine Tauchbasis nennen, ...

Sobald der Kunde aus dem Urlaub zurück gekehrt ist, sollte er eine E-Mail vorfinden in dem man sich nach seinem Urlaub erkundigt. Auch diese E-Mail sollte möglichst persönlich verfasst sein. Es hilft hier nicht wenn der Kunden auf den ersten Blicken merkt, dass es eine Standard E-Mail ist. Ich sollte hier die Möglichkeit haben, wieder auf seine Vorlieben einzugehen und ihn zu fragen, ob er schöne Tauchgänge hatte, ob das Essen gut war, ... 

Bekommt der Kunde diese Betreuung, wird er sich bei der nächsten Reisebuchung sicher an uns erinnern (auch ohne Rabattgutschein).

Hat sich der Kunde idealerweise noch für den Erhalt eines Kundennewsletters entschieden, so sollte dieser ebenfalls individuell aufgebaut sein (hierfür gibt es heutzutage einige wirklich gute Programme und es ist längst keine Hexerei mehr). Wichtig ist, dass der Kunde sich von den Newslettern nicht belästig fühlt. Es hilft nichts, wenn er sie einfach immer wieder löscht. Der Newsletter sollte für ihn spannend aufgebaut sein. Das heißt nicht, dass man eine eigene Redaktion beschäftigen muss um nun ganze Reiseführer zu versenden. Es heißt aber, dass es nicht reicht, lediglich 5 Angebote zu nehmen und mit Bild und Beschreibung zu versenden und als Titel zu sagen „Reiseportal Newsletter Mai 2012“. Diese Newsletter landen ungelesen im Papierkorb.

Ich sollte im Idealfall wissen, wann mein Kunde Geburtstag, in manchen Regionen sogar Namenstag hat. Dann kann ich ihm passende Reiseziele zu dem Datum senden oder vielleicht auch zu seinem Namen oder  andere interessante Ziele, die seinen Vorlieben entsprechen.

Habe ich ein funktionierendes Trackingsystem auf der Seite, könnte ich sehen, was er sich das letzte Mal angeschaut hat. Auch hier habe ich einen Rückschluss darauf, was ihm wichtig ist.
Und als letzter Tipp: Der Newsletter sollte immer damit enden, ihn zu fragen wie man ihm helfen kann. Er sollte stets aus dem Newsletter heraus die Möglichkeit haben aktiv mit uns in Verbindung zu treten.

Zeigen Sie Ihm als Unternehmen, wie wichtig er für Sie ist und nehmen Sie sich Zeit für ihn!

Auch die Social Media Sites werden immer wichtiger im Bereich der Kundenbindung. Twitter, Facebook, Google+ und Co. können die aktive Kommunikation zwischen Ihnen und Ihren Kunden erleichtern. Es ist aber wichtig, dass diese aktive Kommunikation stattfindet und dass Sie auf Kundenanfragen, Kommentare, Erwähnungen zeitnah und professionell eingehen. Auch negative Kommentare sollten nicht einfach ignoriert, sondern kritisch untersucht werden. Sie könnten vielleicht sehr wichtig sein, um Missstände abzustellen oder aber seinen Service weiter zu verbessern.

Es liegt an Ihnen, was Sie daraus machen. Sollten Sie Fragen haben, so freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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